Dienstag, 4. November 2014

Das Leben ist kein Ponyhof

Dieser Ausspruch stammt von einer meiner Kinderdorftöchter und an ihn musste ich jetzt denken.Gestern vor dem Morgengebet erreichte mich eine mail mit der Nachricht eines lieben Menschen, der schon etliches im Leben erleiden und durchtragen musste, dass nun eine schwere Krankheit festgestellt wurde. Am selben Abend sah ich in den Nachrichten, wie ein dreifacher Familienvater mit verbundenen Augen 200 m über den Dächern Chicagos, ohne jede Sicherung über ein Drahtseil laufend, sein Leben aufs Spiel setzte, und ich fragte mich, was in aller Welt treibt ihn dazu? 
Ich frage mich, warum die einen einen unerbittlichen Kampf um ihr psychisches und physisches Überleben führen müssen und dabei mitunter selbst gezwungen sind, ihr Leben aufs Spiel zu setzen, während Andere scheinbar ohne jede Not ihr Leben riskieren. Ist das nicht Hohn für all jene, die einen harten Überlebenskampf führen, oder deren Leben von ungerechtem Leid gekennzeichnet ist? Was gibt meinem Leben Sinn? 
Angesichts von Zeitgenossen, die es sinnvoll finden, ihr junges Leben zu beenden und dabei viele unschuldige Menschen mit sich in den Tod zu reißen,  muss ich zugeben, dass mir manche Heldentat, mancher Lebensentwurf wie ein vergeudetes Leben erscheint, und sicher gibt es viele, für die ein Leben im Orden, wie ich es lebe, so wirkt. Aber nach welchen Kriterien bemesse ich ein gelungenes, erfülltes Leben? Wann empfinde ich ein/ mein Leben als geglückt? Und was bewegt die Zuschauer dieser Grenzgänger, die auf dem Sofa vor dem Fernsehen den Grenzgang zwischen Leben und Tod betrachten - gelungen, wie bei Nik Wallenda und mißlungen, wie bei den afrikanischen Kindern, die an Ebola sterben, oder im Mittelmeer ertrinken? 
Es liegt ganz sicher eine Fazination auf dieser Grenze zwischen Leben und Tod, aber doch wohl auch viel Angst, die beherrscht werden will. Schau ich mir also an, wie jemand scheinbar ohne Angst vor dem Tod sein Leben riskiert, oder einsetzt, wie die Helfer in den Krisengebieten. Was ist den Einsatz meines Lebens wert? Für den Akkrobaten gab es sicher neben dem Weltrekord auch einen finanziellen Anreiz, für andere ist es der versprochene Himmel, Ehre, Ansehen - und für mich? Vielleicht das Bewusstsein, dass mein Leben ein unverdientes Geschenk ist? Gehe ich sorgfältig genug mit dem Geschenk meines Lebens um, das ja auch mir in schweren und traurigen Zeiten schon mal mehr Last als Freude ist? Doch, ich brauche unbedingt den Kontakt zum Schenker, sein Geschenk hält den Kontakt in mir wach und auch den Wunsch, etwas davon zurück zu schenken. 
Und wie ist das bei Dir?

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