Freitag, 26. August 2011

Aufbruch



In der letzten Zeit kam ich gar nicht mehr dazu, hier von mir zu schreiben. Zum einen, weil sich so viel getan hat, zum anderen, weil manche Informationen erst bei meinen Schwestern ankommen sollten, bevor ich hier im Internet öffentlich darüber schreibe.

Ich erinnere mich noch sehr genau an jene schlaflose Nacht vor genau zwei Jahren, in der ich bei der Lektüre des „grünen“ Buches über P. Lataste über ein Zitat von ihm gestolpert bin, das mich nicht mehr losgelassen hat. P. Lataste ringt zu diesem Zeitpunkt um seine Berufung, er überlegt, ob er ins Kloster gehen soll:

Bin ich zum Ordensleben berufen?
Kann ich ein solches Leben aushalten? Ich kenne es ja überhaupt nicht. Ich habe immer nur ein paar Tage oder Stunden im Kloster gelebt. Da habe ich mich sehr wohlgefühlt, aber wie wird es sein, wenn ich dieses Leben immer führen muss? Woran kann ich erkennen, ob ich berufen bin?
Pater Chevalier hat gesagt, das muss man ausprobieren, einen anderen Weg gibt es nicht. Dafür ist das Noviziat da. - Und Pater Chevalier hat gesagt: Wenn Gott jemanden beruft, gibt er ihm auch die Gnade, dieser Berufung entsprechend zu leben. Auf diese Gnade muss man vertrauen.
Die Leute sagen: Das Leben im Kloster ist hart und schwer. - Aber ist nicht jedes Leben hart und schwer, ja unmenschlich, wenn man nicht dazu berufen ist? Wenn es den eigenen Veranlagungen und Begabungen nicht entspricht? Wenn aber jemand zum Ordensleben berufen ist, fällt ihm dieses Leben leicht, dann macht ihn gerade ein solches Leben glücklich und frei zum Dienst am Nächsten, zum Dienst vor Gott.
Ja, ich glaube, der Prior hat recht, das muss man ausprobieren. Ich weiß nicht, ob Gott will, dass ich ein Ordensmann werde; aber er will, dass ich es versuche. Da bin ich ganz sicher. Wenn ich jetzt seinem Ruf folge, wird Gott weiter zu mir sprechen. Ich muss nur gut zuhören.“

Ich fand mich in diesen Überlegungen wieder. Damals war ich mit genau derselben Frage für ein paar Wochen nach Bethanien gekommen. Und mir wurde immer deutlicher bewusst, dass ich den nächsten Schritt tun musste. Ich habe mich schließlich auf den Weg gemacht, habe es ausprobiert. Es gab Phasen, in denen ich mir ganz sicher war, dass Gott will, dass ich in Bethanien lebe, dass genau das meine Berufung ist. Und doch gab es auch immer wieder Zeiten des Zweifels, des Infrage-Stellens, Zeiten, in denen ich mir nicht mehr sicher war, was Gott mit mir vor hatte oder in denen ich nicht mehr wusste, was ich selbst wirklich wollte. Die Kandidatur und das Postulat dienen genau der Klärung dieser Frage. Ja, beim Postulatsbeginn hatte ich meine Bereitschaft erklärt, mich zu prüfen und prüfen zu lassen, ob ich zu einem Leben in der Gemeinschaft der Dominikanerinnen von Bethanien berufen bin. Und – wie es auch P. Lataste sagt – in dieser Phase ist es ganz besonders wichtig, auf die leise Stimme Gottes in uns zu hören, mit IHM im Gespräch zu bleiben und SEINEM Ruf zu folgen. In den letzten Monaten war das manchmal sehr schwierig, inmitten des Prüfungsstress IHM wirklich zuzuhören – aber ich habe ganz deutlich gespürt, dass ER mir etwas zu sagen hat. Und ich habe mich sehr auf meinen Urlaub gefreut, darauf, endlich Zeit für IHN zu haben, zur Ruhe zu kommen und auf IHN hören zu können. Und doch war das, was ER mir zu sagen hatte, so ganz anders als ich erwartet hatte. Doch Schweige-Exerzitien brachten mir eine Klarheit, mit der ich nicht gerechnet hatte, zumindest nicht so schnell: Nein, ich bin nicht zum Ordensleben berufen. Ich liebe Bethanien und Bethanien ist und bleibt meine Spiritualität. Bethanien wird immer einen wichtigen Platz in meinem Herzen und in meinem Leben haben, aber das ist nicht die Lebensform, zu der ich berufen bin. Diese Erkenntnis ist zugleich schmerzhaft und befreiend. Es tut weh, so viele geliebte Menschen zurück zu lassen, es ist nicht leicht, den eigenen Lebensentwurf wieder über Bord werfen zu müssen und sich ganz neu zu orientieren. Aber es erfüllt mich auch mit großer Freude und Dankbarkeit, dass ich nun mehr Klarheit habe, dass ich diese wichtige Frage jetzt endlich beantwortet habe, und dass ich in Bethanien leben durfte. Und es war genau richtig, dieses Leben in Bethanien auszuprobieren, es war genau das, was Gott von mir wollte. Es war eine Zeit, die für mich kostbar und wertvoll war, in der ich mich selbst besser kennen gelernt habe und dem, was Gott mit mir vor hat (oder eben auch nicht) immer mehr auf die Spur kommen konnte. Trotz allem, was manchmal auch schwierig war, was nicht meinen Vorstellungen und Wünschen entsprach, kann ich insgesamt nun sehr zufrieden und versöhnt auf diese Zeit zurückblicken: Mit der gleichen Haltung mit der Gott – so wie uns der erste Schöpfungsbericht erzählt – auf sein Schöpfungswerk schaut: Und Gott sah, dass es gut war.

DANKE!

1 Kommentar:

  1. Tja Maria,
    damit hast Du wohl einige von uns ziemlich überrascht. Echt schade, ich fand immer, Du passt gut in unseren Club. Aber es ist natürlich am wichtigsten, dass Du jetzt Klarheit hast - und schön, wenn die Zeit in Bethanien Dir dabei helfen konnte und somit nicht verloren ist.
    Leider verlieren wir Dich jetzt auch im Team dieses Blogs! :-( Aber solltest Du mal einen Gastbeitrag schreiben wollen: Du bist uns jederzeit herzlich willkommen - genauso wie insgesamt in Bethanien!
    Gottes Segen auf Deinem weiteren Weg,
    Deine Barbara.

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