Donnerstag, 25. April 2013

Die Gans auf dem Baum

 Unsere Graugänse sind zurück. Im letzten Jahr war es ein Paar, das an unserem Weiher nistete, bis ihre fünf Jungen groß genug waren, dann ist die Familie in den Süden gezogen. Jetzt sind sie wieder da, wie viele können wir nicht genau sagen, aber mindestens sechs. Sie machen einen unglaublichen Radau und fliegen gern schon mal paarweise durch die Gegend und über unser Haus hinweg - Frühling halt.
Heute morgen saßen zwei auf unserer großen Buche. (Ich habe leider nur eine aufs Foto bekommen, auch im Flug kriege ich sie nie.) Da musste ich über die unterschiedliche Natur der Wildgänse und der Mastgänse nachdenken.
Ich habe mehrere Mitschwestern, die vom Land kommen. Die haben mir versichert, dass Mastgänse nicht fliegen können. Man muss ihnen nicht die Flügel stutzen oder so. Sie schaffen es einfach nicht über den Zaun. Wieso bloß, es ist doch das gleiche Tier! Nun, vermutlich haben die Mastgänse im Laufe von Jahrhunderten der Zucht und Hofhaltung das Fliegen einfach gründlich verlernt.
Warum erzähle ich das? Weil ich glaube, dass uns Menschen beim Beten etwas ähnliches passiert. In welche Höhen und in welche Freiheit will Gott uns locken! Immer wieder hören wir von seinen Wundern - und die sind nicht etwa 2.000 Jahre alt, sondern können jederzeit passieren, jedem von uns. Der Heilige Geist Gottes weht, wann und wo er will. Und wir? Sitzen ängstlich am Boden und sagen: aber das hab ich ja noch nie gemacht. Wind zerzaust mir die Frisur und fliegen habe ich nie geübt. Ich bleibe lieber in meinem Pfarr-Hof, da weiß ich Bescheid und brauche mich nicht vor Überraschungen zu fürchten.
Teilt sich die Welt also in naturbegabte "Wildbeter" und in ängstlich eingezäunte Hofbeter? Wohl doch nicht! Aber ich fürchte, dass unsere Gewohnheiten mächtig sind und dass wir alle stark von unserer Familie und Umgebung geprägt werden. Wächst man in einem bestimmten "Gebetshof" auf, dann ist es gar nicht so leicht, irgendwann die Flügel auszubreiten und sich gen Himmel zu schwingen. Und doch gelingt genau das immer wieder. Weil Gott uns immer wieder ruft. Weil er uns immer näher bei sich haben möchte. Folgen wir seinem Ruf und haben wir keine Angst vor der Freiheit! 

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