Sonntag, 5. September 2010

"Wir haben Wunder gesehen"

Mit diesem Wort begann P. Lataste seine Predigt vor den Gefangenen in Cadillac, unter dem tiefen Eindruck dessen, was er in der Anbetungsnacht mit ihnen erlebt hatte.
Heute war ein solcher "Tag der Wunder". Zu Beginn der Festmesse sagte P.Wayne, dass jedes Ereignis für sich schon genug wäre, um Gott zu preisen: die Ewige Profess von Thomas und Linton, der Noviziatsbeginn von Michael und Dennis, die Aufnahme ins Postulat von Kim, Ryan und Frederick - die Tatsache, dass mit P. Nick ein Nachfolger als geistlicher Direktor der Laiengemeinschaft gefunden ist - der Besuch von Sr. Pia Elisabeth und mir - der Geburtstag von P. Lataste - und die Wahl des neuen Ordensmeisters P. Bruno Cadore am heutigen Tag. P. Bruno Cadore war bisher Provinzial in Frankreich und hat in dieser Eigenschaft viele Kontakte zu den Schwestern von Mont. Er gilt als Verehrer von P. Lataste, und nicht umsonst wird er an dessen Geburtstag gewählt worden sein! 
Gemalt von Mick, einem der "Lebenslänglichen"
Die Kapelle in Norfolk ist voll: ausser der Laiengemeinschaft ist auch die Spanisch sprechende Gemeinde anwesend, dazu viele Freiwillige, die diesen besonderen Tag nicht verpassen wollen. Die Seelsorge geniesst viel Vertrauen. Wir wundern uns, dass keine Wachleute anwesend sind, aber diese bleiben sehr diskret im Hintergrund und schauen nur ab und zu hinein, ob alles in Ordnung ist.
Die Aufnahme ins Noviziat verläuft geradezu klösterlich: die Kandidaten werden dreimal gefragt, ob sie bereit sind, und antworten auf „gut dominikanisch“: „Ich bin bereit, mit Gottes Hilfe und der Euren“. Sie erhalten ein sogenanntes kleines Skapulier, ein kleines Stoffstück, das ihnen umgehängt wird als Zeichen ihres Status als Novizen, und einen Ordensnnamen. Michael bleibt bei seinem Taufnamen, aber Dennis wählt: Johannes Josef Lataste. 
Mit den beiden Novizen hat es etwas Besonderes auf sich. Während Dennis eher zu den Schwachen zählt, die in der Gefängnisordnung ganz unten stehen, gehört Michael zu den Starken und Dominanten. Normalerweise schliesst ein Starker nicht mit einem Schwachen Freundschaft, das wäre ein Zeichen eigener Schwäche. Nun beginnen ausgerechnet diese beiden gemeinsam ihr Noviziat, und als sie vor Ruth und P. Wayne stehen, legt Michael seinen Arm um Dennis. Eine unerhörte Geste – eben „Bethanien“.
Thomas und Linton erhalten bei der Ewigen Profess das sog. Grosse Skapulier. 
In der Predigt spricht P. Wayne wiederum über die Bekehrung, die P. Lataste selbst in Cadillac erlebt hat. Er berichtet von den Frauen, die in Erwartung der üblichen Strafpredigt zu Beginn mit gesenkten Köpfen in den Bänken sassen. Als P. Latate seine Predigt begann und sie als seine lieben Schwestern ansprach, hoben sich langsam die Köpfe... Gottes Liebe kann man sich nicht vedienen. Sie ist schon da, einfach weil Gott Gott ist und sein Wesen Liebe. 
Eine solche Predigt in einem Gefängnis, in dem gerade Schwerverbrecher Gelübde ablegen, hat eine Wirkung, die nur schwer zu beschreiben ist. Jedes Wort trifft. P. Wayne hat Recht: das Reich Gottes hat schon begonnen, hier an diesem unglaublichen Ort. 
Nach der Kommunion tanzen drei Gefangene zusammen mit Sr. Anne, einer Josefsschwester, zu dem Lied über Bethanien, das wie ein von Gott gewebter Teppich ist, und dessen Muster wir nicht immer erkennen können.
 Es ist schwer zu beschreiben, was hier vor sich geht. Die Atmosphäre ist von Liebe geprägt, man kann es nicht anders ausdrücken. Die Männer sind sehr dankbar, dass wir sie für würdig befunden haben, die weite Reise zu machen, um heute bei ihnen zu sein. Dabei sind wir es doch, die sich so reich beschenkt fühlen! Hier in diesem Raum, unter den Augen Gottes, ist es nicht wichtig, was jemand getan und warum er „lebenslänglich ersten Grades“ bekommen hat. Was nicht bedeutet, dass hier einfach heile Welt ist, dazu haben die Männer viel zu viel zu tragen. Und doch hat sich für sie durch die Begegnung mit Gott ihr Leben grundlegend geändert. Sie sind nun im Gefängnis füreinander und für neu Hinzukommende Verkündiger der Botschaft von Gottes Barmherzigkeit geworden. 
Und wir durften heute Zeuginnen sein. Wir haben Wunder gesehen!
Sr. Sara, z.Zt. Norfolk, USA 

1 Kommentar:

  1. I was present for the miracles, also. It is indescribable! The promises the men make are so heart-felt! This may be the proudest moment of their lives. The spirit of Father Lataste is alive through the grace of the Holy Spirit.

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