Sonntag, 3. Juli 2011

Ran an den Ball!

Mir ist gestern etwas klar geworden: Fußball und Religion haben erstaunliche Parallelen!
Beim Fußball gibt es die unterschiedlichsten Arten von Fans. Manche sind unglaublich engagiert. Ich selber bin eher saisonal begeistert: während der WM teile ich Freude und Verzweiflung von unserer Mannschaft (egal ob Männer oder Frauen), aber dazwischen interessiert mich der Tanz mit dem Ball nicht weiter. Andere reden das ganze Jahr über immer wieder oder sogar immer nur über Fußball, kennen die Tabelle auswendig, die Aufstellung sowieso und wissen überhaupt genau Bescheid.
Aber von allen, allen diesen Fans (auch von mir) kommen Kommentare zum Spiel. Von "Mädels - Macht uns stolz!" über "Denen haben wir es aber gegeben!" bis zu "Oh, Mann, der hätt aber drin sein müssen!" und "Da läuft ja sogar meine Oma schneller!" Dabei haben die meisten dieser Kommentatoren nie einen Ball in der Hand gehabt - geschweige denn am Fuß.

Der Fußball braucht seine Fans (beim Eröffnungsspiel Deutschland-Kanada saßen über 72.000 im Stadion), ohne wäre er nur halb so schön. Allerdings: sie wären völlig überflüssig, gäbe es da nicht die 22 SPIELERINNEN!

Und wenn man es recht bedenkt, findet der richtige Fußball doch eigentlich auf dem Rasen statt. Und zwar nicht nur wenn Tausende zusehen, sondern immer dann, wenn sich ein paar zusammentun und anfangen zu kicken. DAS ist Fußball. Wer Tag für Tag trainiert und selber über den Rasen läuft, erlebt Erfolg und Niederlage ganz anders als die Zuschauer aus der sicheren Distanz der Tribüne.

Was hat das jetzt mit der Religion zu tun?

Ich meine, dass es hier genauso ist: Es gibt heute viele Menschen, die genau wissen, was so läuft. Sie verfolgen, was der Papst und die Bischöfe sagen oder schreiben. Sie sehen und hören in den TV-Nachrichten von religiös motivierten Konflikten irgendwo in der Welt. Sie erleben in ihrem Umfeld, wie andere ihren Glauben praktizieren, dass Kopftücher getragen oder Kirchenglocken geläutet werden, dass in Klassenzimmern Kreuze hängen oder Geschäfte sonntags zu sind. Sie bilden sich ein Urteil darüber und kommentieren all das mehr oder weniger lautstark. Die Kommentare reichen von "Die spinnen ja! Alles Fanatiker!" über "Sollte verboten werden, ist gegen die Menschenwürde!" bis zu "Schön, dass es sowas heute noch gibt!" und "Wir lassen uns das im eigenen Land nicht verbieten."
Ich finde es gut, wenn sich die Menschen für Religion interessieren und sich eine Meinung bilden. Ich schaue auch immer mal bei anderen vorbei: Was lehrt eigentlich der Buddhismus oder der Hinduismus? Wie lebt man heute als Moslem oder als Jude? Aber davon bin ich noch nicht religiös.
Religion beginnt erst da, wo Menschen beginnen, Gott zu suchen. Wenn sie anfangen, zu beten und mit anderen über ihren Glauben, ihre Hoffnungen, den tieferen Sinn ihres Lebens zu sprechen, nicht nur über die äußeren Formen. Wer das täglich tut, wer eine Beziehung zu Gott hat und täglich pflegt - oder sie zumindest gerne hätte und sucht - der ist religiös. Der erlebt Höhen und Tiefen der Gemeinschaft der Gläubigen dann auch ganz anders als diejenigen, die in der sicheren Distanz der Zuschauer bleiben.

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