Sonntag, 18. September 2011

Willkommen - zu Hause?

Da bin ich also - wieder. Ich bin in unseren Konvent in Schwalmtal eingezogen, 27 Schwestern sind wir jetzt im Haus. Der Empfang war sehr warmherzig, das Zimmer hübsch mit Blumen geschmückt.
Ich habe seit meiner Ankunft schon eine Menge Menschen getroffen. Nicht nur die Schwestern, sondern auch Mitarbeiter und Jugendliche vom Kinderdorf. Außerdem war gestern ein Tag für die Firmlinge des Pfarrverbandes bei uns und ich war direkt mit einem Workshop dabei. Die Jugendlichen kannte ich nicht, aber die Katecheten zum Teil, denn vor meiner Versetzung nach Lettland hatte ich auch mal eine Firmgruppe.
Selbst heute nach der Messe kamen wieder Menschen auf mich zu: "Sr. Barbara! Sind Sie wieder da? Ganz? Willkommen zu Hause!"
Soviele freundliche Gesichter, das tut mir natürlich gut. Es ist schön, wieder an einen Ort zurückzukommen, an dem man gerne gelebt hat. Ich habe mich auch relativ rasch wieder zurechtgefunden: Die Melodien in den Laudes waren noch ganz vertraut. Ich habe mein Postfach gefunden und geleert und schon mal vorsichtig begonnen, das Fach in der Kapelle zu füllen. Die meisten meiner Bücher kommen ja erst noch. Eine Schwester sagte, es komme ihr vor, als sei ich nie weg gewesen.
Und da wird es komisch. Ich weiß, wie sie es meint, und es gibt Momente, da kommt es mir genauso vor. Manche Dinge haben sich nicht verändert in all den Jahren. Ich kenne mich hier aus.
Aber ich habe 4 1/2 Jahre nicht mehr in diesem Haus gelebt. Erst war ich in einem anderen deutschen Konvent, dann eben im Ausland. Und wenn ich mich genauer umsehe, hat sich auch hier einiges verändert. Schwestern, mit denen ich damals zusammengewohnt habe, sind gestorben oder wegversetzt worden. Andere leben jetzt hier, die ich noch kaum kenne. Wir alle sind älter geworden, es ist manches passiert in der Zwischenzeit - auch ich bin nicht mehr dieselbe, die ich vorher war. Riga hat mich in vielerlei Hinsicht verändert.

Es ist eine bethanische Grundtugend, dass wir anderen Menschen immer wieder einen neuen Anfang ermöglichen, dass wir niemanden auf seine Vergangenheit festlegen. Das kommt aus der Bibel: der Sünder, der sich bekehrt, ist von Gott genauso geliebt wie der, der nie gefallen ist. Wieso sollten wir Menschen also einen Unterschied machen? Wichtig ist, was jetzt ist, nicht was früher war.
Ich bin gespannt, ob wir es schaffen, das, was für unsere Spiritualität so wesentlich ist, auch im profanen Alltag zu leben: werden wir einander die Chance geben, uns neu kennenzulernen, so wie wir jetzt geworden sind?

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