Mittwoch, 7. September 2011

Blog-Buße

Normalerweise blogge ich gerne, aber dieser Beitrag ist eine wahre Buße. Das meine ich wörtlich: ihn zu schreiben, wurde mir als Bußübung auferlegt.
Nun tun sich heute viele Menschen mit dem Begriff der Buße schwer. Die Assoziationen reichen vom theatralischen "Das wirst du mir büßen!" bis zum mittelalterlichen Büßerhemd. In unserem modernen Alltag scheint die Buße dagegen nicht mehr vorzukommen, daher sei vorab eine Erklärung gestattet.
Eigentlich ist Buße was Tolles: sie ermöglicht die Umkehr, wenn man sich von Gott und der kirchlichen Gemeinschaft entfernt hatte. Wir tun das auch heute noch ständig, im Kleinen und im Großen, nur haben wir zumindest in Deutschland den selbstverständlichen Umgang mit dem Bußsakrament verloren. In Lettland ist das anders: die Menschen beichten ganz regelmäßig und ohne großes Aufhebens. Es gehört zum kirchlichen Alltag dazu wie das Fensterputzen zum Haushalt: hin und wieder muss es eben sein, wenn man klar sehen will.
Die äußeren Formen der Buße sind dabei sehr unterschiedlich, auch im Laufe der Geschichte. Aber immer geht es darum, dass man sich innerlich abwendet von einem Verhalten, dass man als falsch erkannt hat - und das dann auch durch äußere Taten bekräftigt.
In Klöstern gibt es die Tradition des Schuldkapitels. Die Gemeinschaft versammelt sich zur Gewissensprüfung der Einzelnen. Meine älteren Schwestern haben mir häufig Geschichten erzählt, wie sie etwas zerbrochen hatten oder zu spät gekommen waren und dafür dann absurde Bußen auferlegt bekamen. Ich bin froh, dass diese Zeiten vorbei sind.
Heute sieht es in den Klöstern natürlich anders aus. Unser Schuldkapitel hat sich nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil, das auch von den Orden Reformen forderte, drastisch gewandelt. Es ist immer noch wichtig, miteinander darüber zu reden, wenn wir einander Unrecht tun, wenn etwas schief geht - aber niemand legt der anderen noch eine Buße auf.
Ich habe neulich auch etwas zerbrochen. Beim Putzen. Die Seifenschale an meinem Waschbecken. Klar: ich musste nicht die Scherben beim Schuldkapitel vor mir hertragen und mich dieser Tat anklagen - aber den Schwestern Bescheid sagen musste ich doch. Sie haben sehr empört getan und konnten sich doch das Lachen kaum verkneifen, weil ich wohl ziemlich zerknirscht aussah.
Nachkaufen kann man die Schale nicht einfach. In den Ring, der sie hielt, habe ich einen Seifenspender reingestellt, den ich geschenkt bekommen habe. Und jetzt? Da meinten sie, ich solle als Buße über diese Sache im Blog schreiben. Quasi eine öffentliche Beichte. Habe ich hiermit getan.
Alles in allem finde ich, ich bin mit meiner Buße gut weggekommen. :-)

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