Freitag, 6. April 2012

Er ist weg!

Karfreitag ist ein schrecklicher Tag!
Wir beginnen zwar mit einer schönen Liturgie, aber wir singen nur mit halber Stimme - das fühlt sich ganz seltsam an. Schon am Gründonnerstag beginnen die "Trauermetten", d.h. dass wir im Morgengebet besondere Lesungen singen und lesen, von dem alten Propheten Jeremias - und von den Weisen unserer Zeit. Während der Psalmen wird nach und nach das Licht gelöscht. Wenn Jesus stirbt, kann in der Welt nichts mehr hell sein. Um das darzustellen, haben wir einen Kerzenständer, bei jedem Psalm werden zwei Kerzen gelöscht, zum Schluss auch die Kerzen im Altarraum. Eigentlich ein schönes Ritual.
Aber an Karfreitag wird es so real. Da ist nämlich der Tabernakel leer.
Am Abend des Gründonnerstag haben wir zusammen ein Agapemahl gefeiert. Zuerst die Messe in der Kirche und dann waren die Jugendlichen und Erwachsenen vom Kinderdorf noch zu uns ins Schwesternhaus eingeladen. Wir haben uns an das letzte Abendessen von Jesus mit seinen Jüngern erinnert und wie damals wohl auch war die Stimmung beim Essen zwar etwas verhalten aber doch gut - bis wir angefangen haben, von dem bevorstehenden Tod Jesu zu sprechen. Wir lesen dazu immer aus dem Johannesevangelium vor und schließlich gehen wir in die Kirche.
Dorthin kommen meist nur noch die Erwachsenen mit, wir lesen weiter aus den Abschiedsreden und schließlich ist Nachtanbetung. "Wacht und betet mit mir!" So weit, so gut.
Aber am Karfreitag? Da ist der Herr dann weg. In der Nacht ist er verraten und verhaftet worden. Jetzt ist die Kirche leer, egal, wie viele Menschen auch kommen mögen. Das Ewige Licht ist erloschen, sogar das Weihwasserbecken hat die Sakristanin geleert - hat doch alles keinen Zweck mehr! Wozu sollen wir uns noch an unsere Taufe erinnern? Dass Jesus sich im Jordan von Johannes taufen ließ und Gott ihn kennzeichnete als seinen Sohn - das ist ewig her! Jetzt sitzt unser Herr im Gefängnis und wir können nichts tun, um seinen Tod noch zu verhindern...

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